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Randonneur Taschen sind, wie man deutlich am Namen erkennt, eine französische Erfindung – also mindestens der Name. Tornister scheinen ein adäquater Vergleich zu sein, denn die Kantigkeit macht diese Fahrradtaschen aus. Jedoch spielen die Rando Bags in einer ganz anderen Liga was den Stil angeht. Was wiederum eine subjektive Sache ist. Und ich muss sagen, diese Taschen passen perfekt zur Vorstellung meines ultimativen Tourenrades. Deshalb hier ein kurzer Überblick über Hersteller und Designs dieser sehr eigenen und seltenen Taschengattung. Die häufig in Handarbeit gefertigt werden und nie selten das Licht des Massenmarkts erblicken.

Was macht die Rando Bag aus

Erst mal, dass sie besonders viel Platz hat. Vorne am Lenker montiert und durch einen Gepäckträger (Rack) gestützt wird. Meist ist die Tasche kantig und alles andere als aerodynamisch. Man hat schnellen Zugriff an die wichtigsten Dinge.

Für mich persönlich muss diese Randonneur-Tasche aber auch noch folgendes leisten:

  • Wasserdicht sein
  • Groß genug um einen Laptop aufzunehmen (zum Pendeln ins Büro)
  • Schneller Zugriff und einfache Montage
  • Möglichkeit die Tasche am Körper zu tragen
  • Stil – die Tasche muss auch wirklich gut aussehen und zum Rad passen

Die Idee ist es eine Tasche zu haben, die Zuverlässig alles bereit hält und genug Platz bietet. Damit man nicht lange packen muss sondern möglichst spontan aufs Rad schwingen und losfahren kann. Dabei habe ich mich in diese Art der Taschen verliebt.

Montage – Rack und Decaleurs

Im Prinzip braucht man auf jeden Fall ein Rack (Frontlader/Frontgepäckträger) am Vorderrad. Diese werden entweder an den Ausfallenden, am Lenker oder an entsprechenden Aufnahmen an der Gabel befestigt. Eine genaue Typenkunde gibt es hier.

Zusätzlich kann man die Tasche über sogenannte Decaleurs am Lenker befestigen. Das sind entweder Schlaufen oder am Lenker/Vorbau montierte Schiene, um die Tasche oben zu stützen. Diese ist vor allem dann wichtig, wenn das Rack schmal ist und eine geringe Belastungsgrenze hat.

Screenshot von https://janheine.wordpress.com/2011/07/18/grand-bois-stems-and-decaleurs/

Hersteller und Handfertigung

Da diese Taschen alles andere als populär sind ist es doch erstaunlich, welche Fanbase man dann antrifft sobald man in die Tiefen der Fahrradtaschen eintaucht. Aber seht weiter unten selbst die Zahl der Hersteller und Marken die ich finden konnte.

Meine Shortlist

Auf meine Shortlist haben es drei Taschen geschafft. Diese stelle ich gerne kurz vor, und welche Vor- und Nachteile ich sehe.

Spezialized – Pizza Bag

https://www.specialized.com/bo/en/pizza-bag/p/155823

Der einzige große Brand, der sich an so eine Tasche traut. Und das Design stimmt! Ich liebe das schwarz und die griffige Oberfläche. Die Tasche scheint mind. Wasserabweisend zu sein, es gibt einige Schlaufen und eine meeenge Platz nach oben hin.

Euphorisch macht man sich nun auf die Suche nach mehr: Informationen und Onlineshops die diese Tasche anbieten. Doch jetzt wird es dünn. Denn man findet keine Erfahrungsberichte, weiß nichts über die Ausstattung der Tasche (der Hersteller hält sich bedeckt). Kann man die Tasche als Rucksack am Körper tragen? Wie genau erfolgt die Montage am Rad? Kann man die Tasche auf einem kleinen schmalen Rack montieren? Wie sieht das Innenleben der Tasche aus?

Nur ein einziges Bild gibt es von der Tasche und sonst ein paar Fotos als Randerscheinung auf Google Photos. Das ist leider zu wenig um mich komplett zu überzeugen.

Gramm – Tourpacking Taschen aus Berlin

Der einzige Anbieter aus Deutschland, den ich zum Thema Rando Bag ausfindig machen konnte. Zumindest für die Pizza Bag Kategorie, welche scheinbar gerne Synonym für extra-kantige Rando Bags verwendet wird. Gramm ist die Marke von Kristin aus Berlin die sich auf schicke Fahrradtaschen spezialisiert hat. Besonders die Pizza Bag hat es mir angetan, in Blau.

http://www.gramm-tourpacking.com/

Vom Design her wirklich nicht schlecht und sticht definitiv aus der Masse heraus. Kommt meiner Idee wirklich sehr nahe. Doch am Ende macht mich die Würfelform doch etwas fertig, das ist zu viel der guten Kantigkeit. Ob sich die Form als praktisch erweist, wenn man mal die Tasche in der Hand tragen möchte? Meine Vermutung ist, dass die Tasche nicht perfekt auf meinen Anwendungsfall passt. Aber definitiv auf meine Shortlist kommt.

Outershell – San Francisco CA

https://www.outershelladventure.com/shop/rack-bag-1

Das Beste zum Schluss. Die Outershell Taschen haben es mir wirklich angetan. Wasserdicht und mit vielen coolen Details. Vielen Fotos und eine gute Produktpräsentation. Der Clou: die Tasche lässt sich oben zusammenfalten und kompakt zu einem Dreieck falten. Gleichzeitig ist es die größte Tasche auf meiner Shortlist. Der Deckel ist für schnellen Zugriff gemacht, da alles mit Gummibändern fixiert wird und man einfach in die Tasche greifen kann ohne etwas öffnen zu müssen.

Aber auch an den Transport ohne Rad ist gedacht. Mit zwei Schlaufen kann man die Tasche als Messanger Bag umfunktionieren. Das funktioniert auch in der Tat sehr gut, wobei der Trageriemen leider nicht im Lieferumfang enthalten ist. Zufällig hatte ich so etwas aber noch zuhause.

Auch die Größe ist perfekt als auch das wasserdichte Material (laminiert) hat mich überzeugt. Das Teil ist bestellt.

Der Erfahrungsbericht

Nachdem ich mich für die Outershell entschieden und bestellt hatte hieß es erst Mal warten. Als die Nachricht vom Zoll kam ging es sofort zum Abholen und Auspacken. Wird eine so breite Tasche auf einen kleinen Rack passen? Wird die Tasche meine Erwartungen erfüllen?

Nach knapp 200km mit der Tasche, auf einer langen Tagestour (146km) und einer Woche pendeln kann ich sagen: läuft. Die Rando Bag hat ihre Stärken und auch kleinere Schwächen, die aber eher Klassenbezogen sind.

Praktisch ist eine Rando Bag nicht so ganz, wenn es darum geht diese häufiger aufs Rad und wieder ab zu montieren. Das geht nicht so fix und ist immer Fummelei. Zwei Riemen unten am Rack und dann noch zwei am Lenker als Decaleur, nichts für Hektiker wie mich. Evtl. geht das besser an einem größeren Rack, welches mir aber zu sperrig für mein Rad ist.

Die Muskeln lässt die Tasche aber spielen, wenn es darum geht möglichst viel Platz anzubieten. Kleinkram kommt oben in den Deckel unter die durchsichtige Abdeckung, hier kann man auch gut Handy oder Garmin/Wahoo Elemnt zum navigieren platzieren.

Meine Outershell Rando Bag – da passt eine Menge rein und ist echt praktisch.

Alle Hersteller – Die Liste

Folgende Hersteller für Randonneur Taschen konnte ich ausfindig machen. Viel Spaß beim Stöbern. Diese Liste diente auch als Grundlage für meine Shortlist, entschuldigt also die fehlende Struktur oder Ordnung. Vollständig ist diese auch bestimmt nicht.

Fazit: Ich bin weiterhin begeistert von dieser Tasche und der Art. Was sagt ihr?

#kantig